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Barrierefreie PDF: Einführung in eine inklusive Dokumentenerstellung

Written by

Kern GmbH

Technische Anforderungen von PDF/UA

Erstellung eines barrierefreien PDF nach PDF/UA-Standard (ISO 14289) für die Nutzung im Internet.
Mediengestalter bei der Erstellung eines barrierefreien PDF nach PDF/UA-Standard (ISO 14289) für die Nutzung im Internet.

In einem PDF/UA-konformen Dokument werden Inhalte differenziert in bedeutungstragende Inhalte auf der einen und sogenannte Artefakte, sprich rein dekorative Seitenbestandteile, auf der anderen Seite. Bedeutungstragende Inhalte werden mit semantischen Tags gegliedert, ähnlich wie Internetseiten mit ihrer HTML-Struktur. So können Programme zum Beispiel Überschrift, Absätze, Listen und Tabellen als solche identifizieren und entsprechend vorlesen. Mit anderen Tags wird ein Strukturbaum innerhalb des Dokuments erzeugt, der eine logische Lesereihenfolge widerspiegelt. Als Artefakt markierte Elemente werden bei der Ausgabe des Inhalts ignoriert.

Die verwendete Sprache ist im Text zu kennzeichnen. Sprachwechsel innerhalb des Dokuments werden dabei gesondert ausgezeichnet. Für ausschließlich visuelle Elemente wie Bilder, Diagramme oder Grafiken muss eine Bildbeschreibung hinterlegt werden. Dieser alternative Text wird anstelle des grafischen Elements ausgegeben und muss so formuliert sein, dass alle notwendigen Bildinformationen vollständig wiedergeben werden. Effekte wie flackernde, blinkende oder blitzende Inhalte dürfen ebenso wenig vorkommen, wie eingebettete Videos oder andere durch JavaScript gesteuerte Ereignisse.

Zur vereinfachten Navigation wird im Dokument ein Inhaltsverzeichnis angelegt. Querverweise und Hyperlinks müssen mit der richtigen Funktion hinterlegt werden, um sie bspw. mit dem Cursor korrekt ansteuern zu können. In den Metadaten des Dokuments wird ein Dokumenttitel festgelegt und es muss sichergestellt werden, dass dieser auch im Fenstertitel des Programms erscheint und nicht etwa der Dateiname.

Prüfbericht eines PAC-Tests
Prüfbericht eines PAC-Tests

Ob alle technischen Anforderungen einer PDF-Datei erfüllt sind, lässt sich mit dem kostenlos von der PDF/UA Foundation zur Verfügung gestellten Software PDF Accessibility Checker (PAC) testen. Das Programm untersucht das Dokument maschinell nach 108 Testkriterien. Dabei werden nicht nur PDF/UA-Kriterien geprüft, sondern auch Empfehlungen der WCAG. Ein bestandener PAC-Test deckt einen Großteil der Anforderungen an ein barrierefreies PDF ab.

Die übrigen Vorgaben hinsichtlich grafischer Gestaltung und Textaufbau müssen manuell geprüft werden. Diese Prüfung kann zum Beispiel mit Screenreadern wie JAWS erfolgen. Mit ihnen kann man sich die Dokumentstruktur anzeigen sowie Textpassagen vorlesen lassen.

Beim manuellen Check muss auch die Usability berücksichtigt werden. Mindestschriftgrößen sind beispielsweise in keinem der Standards vorgeschrieben. Ein Dokument könnte ohne weiteres die Anforderungen von PDF/UA und WCAG erfüllen, mit einem Schriftgrad von 4 Punkt dennoch für viele Menschen zu klein und unleserlich sein. Rein technisch würde das Dokument zwar den Standards entsprechen, frei von potenziellen Barrieren ist es damit aber nicht automatisch.

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