Wenn wir von der Geschichte des Kalenders sprechen, gehen wir in unserer eurozentrischen Betrachtung primär von den Anfängen in den nordafrikanischen und eurasischen Hochkulturen im Nahen und Mittleren Osten sowie dem Mittelmeerraum aus. Kulturen in Asien oder Amerika haben parallel hochkomplexe eigene Methoden zur Zeitrechnung entwickelt, die sich einer globalisierten Welt zum Trotz, teilweise bis heute gehalten haben und in vielen Regionen der Erde neben dem bei uns gebräuchlichen Gregorianischen Kalender weiter genutzt werden. Diese höchst unterschiedlichen Entwicklungen alle zu behandeln, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, so dass wir uns weitestgehend auf die Entwicklung hin zum bei uns gebräuchlichen Kalender beschränken.
Ora et labora
Bete und arbeite – das Motto des christlichen Benediktinerordens steht sinnbildlich für die Motivation des Menschen, seine Zeit in regelmäßig wiederkehrende Abschnitte zu gliedern. Feste feiern, ist fest verankert im sozialen Gefüge des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Dabei richten sich letztlich auch kultische Handlungen nach einem Rhythmus, den die Arbeitswelt vorgibt.
Bereits 4000 v. Chr. wird in Ägypten ein erstes Kalendersystem entwickelt, das sich von den Nilschwemmen ableitet, die circa alle 365 Tage die Flussregion überfluten. In dieser landwirtschaftlich geprägten Kultur ergeben sich die ersten drei jahreszeitlichen Zyklen aus der jährlichen Überschwemmung, die fruchtbaren Boden mit sich bringt, die Aussaat und die Ernte. Mit diesem, primär am Jahreszeitenwechsel orientierten System, stellt der altägyptische Kalender das bekannteste Beispiel für einen Wandeljahrkalender dar.
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