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Eine kurze Geschichte der Zeitrechnung

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Kern GmbH

Wenn wir von der Geschichte des Kalenders sprechen, gehen wir in unserer eurozentrischen Betrachtung primär von den Anfängen in den nordafrikanischen und eurasischen Hochkulturen im Nahen und Mittleren Osten sowie dem Mittelmeerraum aus. Kulturen in Asien oder Amerika haben parallel hochkomplexe eigene Methoden zur Zeitrechnung entwickelt, die sich einer globalisierten Welt zum Trotz, teilweise bis heute gehalten haben und in vielen Regionen der Erde neben dem bei uns gebräuchlichen Gregorianischen Kalender weiter genutzt werden. Diese höchst unterschiedlichen Entwicklungen alle zu behandeln, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, so dass wir uns weitestgehend auf die Entwicklung hin zum bei uns gebräuchlichen Kalender beschränken.

Ora et labora

Bete und arbeite – das Motto des christlichen Benediktinerordens steht sinnbildlich für die Motivation des Menschen, seine Zeit in regelmäßig wiederkehrende Abschnitte zu gliedern. Feste feiern, ist fest verankert im sozialen Gefüge des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Dabei richten sich letztlich auch kultische Handlungen nach einem Rhythmus, den die Arbeitswelt vorgibt.

Bereits 4000 v. Chr. wird in Ägypten ein erstes Kalendersystem entwickelt, das sich von den Nilschwemmen ableitet, die circa alle 365 Tage die Flussregion überfluten. In dieser landwirtschaftlich geprägten Kultur ergeben sich die ersten drei jahreszeitlichen Zyklen aus der jährlichen Überschwemmung, die fruchtbaren Boden mit sich bringt, die Aussaat und die Ernte. Mit diesem, primär am Jahreszeitenwechsel orientierten System, stellt der altägyptische Kalender das bekannteste Beispiel für einen Wandeljahrkalender dar.

Das Spiel der Gestirne

Schon im alten Ägypten nehmen Himmelsphänomene Einfluss auf die Ausgestaltung des Kalenderjahres. Das Erscheinen des Sternes Sirius zum Beginn jeder Nilschwemme markiert das Sothis-Fest, eines der beiden altägyptischen Neujahrsfeste, die jährlich gefeiert wurden. Das Datum des zweiten Neujahrsfestes – „Heb mesiu Re“, das Erscheinen des Gottes Re – wurde durch einen parallel verwendeten Verwaltungskalender mit Schaltjahreszyklus bestimmt.

Ägyptischer Sonnengott "Re" nach einer Darstellung von E. A. Wallace, 1902
Ägyptischer Sonnengott „Re“ nach einer Darstellung von E. A. Wallace, 1902

Der Nilschwemme, wie auch dem Aufgang von Sirius zugrunde liegt der Lauf der Erde um die Sonne. Die Einteilung dieses Solarkalenders kommt dem heute definierten tropischen Jahr – von altgriechisch τρόπος (tropos) = Drehung, Wendung – mit seinen 365,2422 Tagen sehr nah, auch wenn sich wegen der Nachkommastelle mit der Zeit zwangsläufig Verschiebungen ergeben.

Die Einteilung des Tages, wie wir sie heute noch nutzen, entstand vor 5000 Jahren in Mesopotamien. Das sexagesimale System gliedert einen Tag – die Zeit, in der sich die Erde einmal um sich selbst dreht – in 24 Stunden, jede Stunde in 60 Minuten und jede Minute in 60 Sekunden. Im Zweistromland entwickelten die Babylonier etwa ein Jahrtausend später ein lunares Kalendersystem, das sich am Lauf des Mondes um die Erde orientiert und wie der solare Kalender ein astronomisches Kalendersystem darstellt.

Aus der Umlaufzeit von 29,5 Tagen wird ein Kalender mit zwölf Monaten zu je 30 Tagen. Um die Differenz zum Sonnenjahr auszugleichen, wird der zusätzliche Schaltmonat „Ululu“ eingeführt. Auch hier diente der Pfeilstern Sirius als Fixpunkt zur Einleitung eines Schaltjahres. Trotz vergeblicher Versuche ein festes System der Schaltzyklen zu etablieren, wird ein regelmäßiger Schaltmonat erst 528 v. Chr. von den Persern durchgesetzt, der alle 19 Jahre in den Kalender eingefügt wird.

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