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Eine kurze Geschichte der Zeitrechnung

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Kern GmbH

Andere Länder, andere Zeiten

Die neue Zeitrechnung setzte sich im Verlauf des Mittelalters in unseren Breiten zunächst nur in den katholischen Ländern durch. Ausgehend von Europa wird sie über koloniale Aneignung, Christianisierung und Handel in die Welt getragen, wo sie heute den Standard für internationale Terminvereinbarungen bildet. Protestantische Länder übernahmen den Gregorianischen Kalender vielerorts erst ab dem 18. Jahrhundert.

Mit der französischen Revolution wurde in der demonstrativen Abkehr der bisherigen Gesellschaftsordnung das Dezimalsystem eingeführt. Zwar blieb das Kalenderjahr in zwölf Monate gegliedert, jedoch waren alle mit 30 Tagen gleich lang. Jeder Monat teilte sich in drei Dekaden mit je zehn Tagen, die aus zehn Stunden bestehen, mit jeweils 100 Minuten, zu je 100 Sekunden. Dazu kamen im französischen Revolutionskalender fünf – in Schaltjahren sechs – Ergänzungstage, die allesamt als Feiertag zelebriert wurden. Im Hinblick auf die entstehenden Kosten, die bisherigen Uhren auszutauschen, wurde das Kalendergesetz vom 24. November 1793 letztlich auf unbestimmte Zeit ausgesetzt und wurde damit nie umgesetzt. 1806 wurde die Dezimalzeit offiziell wieder abgeschafft.

Französischer Revolutionskalender von 1794.

Ähnlich dem Julianischen Kalender basiert der islamische Kalender auf dem Mondzyklus. Mit Erscheinen der Neumondsichel beginnt ein neuer Monat mit abwechselnd 29 und 30 Tagen. Daraus ergibt sich ein Kalenderjahr von 354 Tagen und acht Stunden, was in etwa dem prä-julianischen Mondkalender entspricht. So wie das christliche Osterfest entsprechend dem metonischen Zyklus jedes Jahr auf einen anderen Tag fällt, beginnt so auch der muslimische Fastenmonat Ramadan immer zu einem anderen Tag. Der Verschiebungszyklus, an dem der Beginn wieder auf denselben Tag fällt, beträgt dabei 36 Jahre.

Auch der jüdische Kalender orientiert sich an den Mondphasen, versucht als sog. lunisolarer Kalender, diese aber in Einklang mit der Erdrotation um die Sonne zu bringen. Auch dieser Kalender erlebte im Laufe der Zeit mehrere Reformationsphasen bis ins 10. Jahrhundert hinein und gilt seitdem unverändert. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Nullpunkt der jüdischen Zeitrechnung festgelegt mit dem Jahr 3761 v. Chr., dem Jahr, in dem nach jüdischem Glauben die Welt erschaffen wurde.

Orthodoxe Kirchen Osteuropas verweigerten sich dem Gregorianischen Kalender bis ins 20. Jahrhundert. Wie beim muslimischen und dem jüdischen Kalender führen christlich-orthodoxe Kirchen den Mondkalender im Kirchenjahr fort, so dass hier der Julianische Kalender parallel zum international etablierten Gregorianischen Kalender genutzt wird.  Der Zeitunterschied zwischen den beiden Systemen beträgt mittlerweile rund zwei Wochen.

Andere Länder folgten dem katholisch geprägtem Modell erst wesentlich später. So führte Russland den Gregorianischen Kalender 1918, die Türkei erst im Jahr 1927 ein.

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